ooohne – nachhaltiges Wasch- und Spülmittel ohne Plastik

Hallo Caro, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei ooohne kurz vor:

Jan und ich haben uns im April 2019 in Berlin bei einem Gründer:innen-Workshop der Stiftung Entrepreneurship kennen gelernt. Dort haben wir direkt hintereinander dieselbe Idee gepitched: konzentrierte Reinigungsmittel ohne Einwegplastik und nur mit den besten Inhaltsstoffen. Und weil es alleine nur halb so viel Spaß macht, arbeiten wir seitdem zusammen.

Jan ist Ökonom und war vorher bei einer Unternehmensberatung tätig. Ich habe einen Master in nachhaltiger Ernährungswirtschaft und war bisher bei einer Öko-Kontrollstelle angestellt, wo ich Händler von Bio-Lebensmitteln zertifiziert habe.

Zusammen sind wir ein super Team. Jan ist für die Finanzen und den Vertrieb zuständig. Ich kümmere mich vor allem um die Produkte und eine nachhaltige Lieferkette. Uns beide eint der Wunsch ein Unternehmen zu gründen, das einen positiven Beitrag für die Allgemeinheit leistet.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Bei ooohne dreht sich alles um Reinigungsmittel, die auf das Wesentliche reduziert sind.

Hand-Spülmittel war unser erstes Produkt. Wir wollten unbedingt eine Lösung für Spüli ohne Einwegkunststoffflasche finden. Dafür mussten wir das Wasser weglassen, um Pulver in einer Pappschachtel anbieten zu können. Das funktioniert so, dass man das Pulver in Leitungswasser selbst auflöst… wie Kleister. Die Anwendung funktioniert dann ganz wie gewohnt.

Wasser weg, Einwegkunststoff weg – da haben wir uns gedacht: Weglassen ist ist doch eine super Sache – wir lassen jetzt einfach alles weg, was keinen Beitrag zur Reinigungskraft leistet. ooohne ist daher

  • ohne Wasser
  • ohne Mikroplastik
  • ohne Farb- und Duftstoffe
  • ohne tierische Inhaltsstoffe
  • ohne mineralölbasierte Tenside

Welches Problem wollt Ihr mit ooohne lösen?

Wir haben uns auf den Weg gemacht, eine Branche zu revolutionieren, die fast nur auf Einweg-Plastik setzt. Dabei ist uns nicht nur der Verzicht auf Plastik wichtig. Wir lassen alles weg, was nicht notwendig ist und achten auf nachhaltige Inhaltsstoffe. Damit schonen wir die Gewässer.

Wie ist die Idee zu ooohne entstanden?

Wir hatten ja, wie gesagt, die Idee unabhängig voneinander. Ich bin in den Jahreskurs gestartet, ohne eine konkrete Gründungsidee. Ich wusste schon, dass mich gern mit Kunststoffvermeidung beschäftigen wollte.

Bei einem Workshop wurde uns geraten, im Alltag darauf zu achten, was uns ärgert, denn im Ärger liegt sehr viel Potential.

Als ich irgendwann eine Flasche ökologisches Hand-Spülmittel in der Hand hatte, hab ich mich darüber geärgert, dass selbst die ökologischen Reiniger noch immer in Plastik verpackt sind. Taddaaaa – also musste eine Lösung für Hand-Spülmittel her, welches nicht in Einwegplastik daherkommt.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Nein. Unser Konzept hat sich in den Grundzügen nicht verändert. Wir haben es aber weiter entwickelt und immer mehr weggelassen. Dabei sind wir sogar noch einen Schritt weiter gegangen und haben nicht nur bei den Produkten weggelassen was geht, sondern buchstäblich die Hosen runtergelassen. (warum buchstäblich? Schaut hier: https://www.youtube.com/watch?v=QUEK3Yi-fQI)

Wir verraten vieles über uns, was andere lieber geheim halten, denn wir wollen nicht nur grandiose Reinigungsmittel verkaufen, sondern unseren Kunden bieten, was wir uns selbst von Unternehmen wünschen: Mehr Transparenz! Auf unserer Website berichten wir daher über unsere Schwächen, legen unsere Hersteller und Einkaufspreise offen, erläutern unsere Inhaltsstoffe, verraten unser Gründer:innengehalt, …

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Wir lassen unsere Reiniger in Belgien und Hessen produzieren. Diese vertreiben wir über unseren Onlineshop ooohne.de und mehr und mehr auch im stationären Einzelhandel.

Unser Fullfillment macht eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Berlin, Mosaik.

Wie genau hat sich ooohne seit der Gründung entwickelt ?

Was 2019 parallel zum Vollzeitjob mit einem Produkt gestartet ist, hat sich inzwischen zu

einem Sortiment aus 7 Reinigern sowie verschiedenen begleitenden Produkte wie unseren Spülschwamm aus der Luffa-Gurke oder das ooohne-Geschirrtuch „Willst du mit mir spülen?“ aus Bio-Baumwolle entwickelt.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Wir sind noch zu zweit, werden aber von Mona, unserer Werkstudentin unterstützt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Hui – wie lange habt ihr Zeit? 😉

Die größte Aneinanderreihung von Fuckups war wohl bei der Auslieferung der Crowdfunding-Bestellungen an unsere Unterstützer:innen.

Nach dem wir die Kampagne Ende Dezember 2020 erfolgreich abgeschlossen hatten, wollten wir das Hand-Spülmittel im Frühjahr 2021 ausliefern. Zuerst kam das Pulver von unserem Produzenten in Belgien verspätet an, weil dieser von der Regierung verdonnert wurde, Desinfektionsmittel zu produzieren. Als das Pulver endlich bei unserem Abfüller in Deutschland war, hat dieser vermeldet, es sei zu staubig für die Verarbeitung. Fehlersuche beim Produzenten. Um das Problem in den Griff zu kriegen, musste ein Inhaltsstoff eines anderen Zulieferers her. Dieser hatte coronabedingt eine wochenlange Lieferzeit. Als das korrigierte Pulver (wir mussten nichts wegschmeißen, hatten nur plötzlich die doppelte Menge) beim Abfüller ankam, hatte dieser inzwischen keine Lust mehr und wir mussten einen anderen Abfüller finden. Das haben wir. Der konnte die Abfüllung kurzfristig übernehmen aber das Pulver war inzwischen klumpig geworden und musste zunächst durchgesiebt werden. ENDLICH hatten wir unser Pulver in den Schachteln und waren schon dabei, diese an unsere Unterstützer:innen auszuliefern. Da bekamen wir die Rückmeldung, dass einige Schachteln unterwegs aufgegangen waren. Also stoppten wir den Versand und der Abfüller musste die Schachteln erneut verkleben. Unsere Unterstützerinnen mussten bis Oktober warten, statt im Frühjahr Ihre Lieferung zu erhalten. Sie waren wirklich sehr geduldig mit uns.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Eine Menge: Aber zwei Dinge ganz besonders:

1) Je mehr Zwischenstufen es gibt bei der Herstellung, umso komplizierter wird es. Wir lassen jetzt, wann immer möglich, vom Hersteller direkt verpacken.

2) Bei unseren weiteren Produkten haben wir schneller – unperfekter – losgelegt. Auch wenn manch ein Punkt am Produkt noch nicht so ist, wie es sein soll. Beispielsweise hat das Papier unserer Reiniger zum Anmischen (Bad-, Küche, Allzweck) noch eine dünne PE-Schicht.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Das Wichtigste: Wir haben uns am Anfang entschieden, nicht als Konkurrent:innen weiter zu machen sondern als Team! Das war eine sehr gute Entscheidung.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Produktentwicklung und Konzept haben wir parallel zu unseren Vollzeitstellen gemacht und selbst finanziert. Im April 2020 haben wir bei einem Wettbewerb ein 8-monatiges Stipendium des soulincubators gewonnen. Ende 2020 hat uns unsere Crowdfunding-Kampagne 27,5 k eingespielt. Damit konnten wir die erste große Bestellung bezahlen. 2021/2022 haben ein Gründungsstipendium erhalten.

Seit 11/2021 sind vier Businessangel und die NRW.Bank als Gesellschafter an Bord.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Wir möchten breiter aufgestellt sein im Einzelhandel, in Österreich starten und es mit Amazon probieren. Außerdem stehen drei neue Reiniger in der Warteschleife 😉

Ziel ist, uns endlich bald ein Gehalt auszuzahlen.

Vielen Dank für das Interview.

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