Lytt – Dein digitaler Assistent um sensible Themen einfach und sicher anzusprechen

Hallo Marvin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Lytt kurz vor:

Sehr gern, vielen Dank für die Einladung zum Interview!

Zusammen mit Lara habe ich vor rund einem Jahr während unseres Masterstudiums Lytt gegründet. Wir hatten bereits in verschiedenen Projekten und Fallstudien-Wettbewerben zusammengearbeitet und gemeinsam eine Studierendeninitiative gegründet. Darüber sind wir nicht nur sehr gute Freunde geworden, sondern wussten auch, dass sich unsere Stärken perfekt ergänzen. Mittlerweile sind wir bei Lytt zu einem diversen Team aus rund zehn Mitarbeitenden herangewachsen.

Bitte stelle uns Euer Startup kurz in ein paar Sätzen vor:

Lytt ist der erste digitale Assistent, der es Mitarbeitenden anonym ermöglicht, sensible Themen wie Diskriminierung, Mobbing und sexuelle Belästigung aber auch gesundheitliche Themen anzusprechen und Hilfe zu erhalten. Mit der Gründung von Lytt verfolgen wir das Ziel, Unternehmenskulturen gesünder und produktiver zu gestalten. Unser Name kommt aus dem Norwegischen und bedeutet „zuhören“. Er steht für unsere Vision, allen Mitarbeitenden Gehör zu verschaffen.

Welches Problem wollt Ihr mit Lytt lösen ?

Am Arbeitsplatz über Themen wie psychische Belastung oder zwischenmenschliche Konflikte zu sprechen, fällt vielen Angestellten schwer. Dabei erlebt statistisch betrachtet in einem Jahr jede*r Fünfte eine Form von Belästigung, Diskriminierung oder Mobbing am Arbeitsplatz. Mehr als die Hälfte dieser Fälle bleibt allerdings unentdeckt. Solche Situationen belasten Mitarbeitende enorm, ihre Zufriedenheit im Unternehmen und ihre Produktivität leiden. Mithilfe von Lytt können sich Betroffene, aber auch Menschen, die eine solche Situation beobachten, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu Wort melden und Hilfe erhalten. 

Wie ist die Idee zu Lytt entstanden ?

Aufgrund eines persönlichen Vorfalls an einem früheren Arbeitsplatz wissen wir selbst, wie schwer es fallen kann, unangenehme Situationen im Berufsleben offen anzusprechen. Also haben wir uns mit dem Thema Diskriminierung näher beschäftigt und untersucht, wie wir Unternehmen beim Aufbau von Strukturen unterstützen können, die die Situation für Betroffene verbessern. Wir finden, dass jede*r Mitarbeitende ohne Angst vor Benachteiligung jederzeit Hilfe erhalten können sollte.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Lytt erklären ?

Lytt ist wie eine diskrete Vertrauensperson, an die du dich jederzeit wenden kannst. Lytt hört dir zu, gibt dir zielführende Ratschläge und vermittelt dich bei Bedarf weiter an entsprechendes Fachpersonal. Der Unterschied zwischen Lytt und einer echten Person ist, dass die Kommunikation digital erfolgt, und du jederzeit und überall Rat und Hilfe von Lytt erhalten kannst.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Unsere Vision und Grundidee ist dieselbe geblieben. Allerdings sprudeln wir immer vor neuen Ideen und lieben es, Konzepte nochmal auf den Kopf zu stellen. Daher haben wir beispielsweise zu Beginn einen digitalen Assistenten entwickelt, der technisch sehr anspruchsvoll war. Für so eine komplexe Lösung war aber einfach noch kein Markt vorhanden. Also sind wir wieder ein paar Schritte zurückgegangen und haben mit unseren Kunden gesprochen um herauszufinden, wie Lytt konzipiert sein muss, um wirklichen und direkten Mehrwert zu stiften.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Lytt ist eine Softwareanwendung, die auf Lizenzbasis monatlich von Unternehmen erworben werden kann. Unsere einfachste Lösung steht kleinen Unternehmen und Startups bereits ab 69€ im Monat zur Verfügung und erfüllt die Kriterien der bald in Kraft tretenden EU Hinweisgeber-Richtlinie. Für größere Unternehmen, stellen wir eine individuelle Plattform mit verschiedenen Schnittstellen zur Verfügung, sodass Lytt perfekt in die bereits existierenden Anwendungen integriert wird.

Wie genau hat sich Lytt seit der Gründung entwickelt ?

Seit unserer Gründung Anfang des Jahres konnten wir uns stetig und schnell weiterentwickeln. Ausschlaggebend war dabei auch die finanzielle Unterstützung und umfassende inhaltliche Beratung, die wir beispielsweise im Rahmen von Accelerator-Programmen der Founders Foundation und der Deutschen Bahn erhalten haben. Der positive Zuspruch von unseren bisherigen Kunden und Unterstützer*innen zeigt, dass ein starker Bedarf für unsere Lösung besteht. Daher sind wir optimistisch, dass wir Lytt bald auch außerhalb des deutschsprachigen Raums erfolgreich anbieten werden.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen?

Unser Team besteht mittlerweile aus 10 Personen. Außerdem konnten wir unser Netzwerk aus Partner*innen kontinuierlich erweitern: Neben unserer Senior Partnerin Christine Lüders, der ehemaligen Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, konnten wir diverse renommierte Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Recht und Politik für unser Advisory Board gewinnen. 

Blicke bitte einmal zurück: Was ist im vergangenen Jahr so richtig schief gegangen ?

Glücklicherweise ist unser größter Misserfolg bisher eher eine Anekdote: Auf dem Weg zu unserer zweiten Personalmesse überhaupt saßen wir am Flughafen und diskutierten sehr lebhaft über eine strategische Entscheidung. Wir vergaßen die Welt um uns herum – und kamen in der Boarding-Zone an, als diese gerade geschlossen hatte.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Besser ein verpasster Flug als eine verpasste Chance!

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir nehmen nichts als gegeben hin und sind sehr selbstkritisch. Wir arbeiten zum Beispiel stets mit Hypothesen, die wir auf Basis von Gesprächen mit Kunden, Expert*innen sowie aus unseren Recherchen entwickeln. Bestätigt sich eine Annahme nicht, zögern wir nicht, diese zu verwerfen und neue Herangehensweisen zu probieren. Wir lernen schnell dazu und bleiben flexibel – damit sind wir bisher sehr gut gefahren.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Zu Anfang haben wir Lytt mit eigenen Mitteln finanziert, doch relativ rasch konnten wir beispielsweise das EXIST-Stipendium des BMWi und des Europäischen Sozialfonds für uns gewinnen.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Um Konflikte nachhaltig zu lösen, brauchen wir in Zukunft mehr als nur niederschwelliges Reporting.  Ziel ist es, unsere Coaching- und Mediationsangebote weiter auszubauen und Unternehmen auch mit Workshops zu unterstützen, um zur Problemlösung beizutragen.

Vielen Dank für das Interview.

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